Harmonischer Zeitverlauf
Braunschweiger Musiklehrer erfindet eine neuartige Uhr für
Musiker
Hauptberuflich ist Lutz von der Heide Musiklehrer am Braunschweiger
Gymnasium Kleine Burg. Aus diesem Grund setzt er sich täglich mit
Harmonielehre und dem dabei gebräuchlichsten Hilfsmittel, dem Quintenzirkel,
auseinander. Die Zwölfereinteilung des Quintenzirkels hatte
für mich schon immer eine Verbindung zum Uhrenzifferblatt. Ich
habe oft meine Armbanduhr zu Hilfe genommen, um ihn zu erklären.
Da lag es nahe, beides zu kombinieren, erzählt der 44jährige
über die Idee, eine Armbanduhr mit integriertem Quintenzirkel zu
entwikkeln. Es gibt eine Vielzahl von Sportuhren, die oft nur
bedingt eingesetzt werden, aber den Träger als Sportler outen.
Im Musikbereich gab es das in funktionaler Form noch nie. Potenzielle
Käufer sind nicht nur Nutzer des Quintenzirkels, sondern auch Menschen,
die sich als Musikfan darstellen wollen. Wer die Uhr nicht nur
aus Image- Gründen trägt, kann sie in der Praxis hervorragend
als Hilfsmittel zum Transponieren von Tonarten, zum Herausfinden der
Begleitakkorde von Liedern oder als Spickzettel in Musiklausuren
nutzen. Doch nicht nur praktisch, sondern auch ästhe- tisch ist
die Quintwatch, die von einem Unternehmen der Swatch-
Gruppe produziert wird. Zur Zeit gibt es ein sportliches Edelstahlmodell
und eine edlere Version mit sandgestrahltem Gehäuse und Lederarmband,
jeweils in einer Erstauflage von 300 Exemplaren. Die Produktpalette
soll allerdings noch erweitert und funktional aufgerüstet werden,
gibt sich der Erfinder optimistisch und weist darauf hin, dass in
Deutschland acht Millionen Menschen in Musikvereinen und Gruppen organisiert
sind.
Flotte Akkorde mit der "Quintwatch"
Von Harald Duin
Quelle: Braunschweiger Zeitung 13.06.01
Weltneuheit
des Braunschweiger Musiklehrers Lutz von der Heide: Statt eines Zifferblatts
hat seine Armbanduhr einen Quintenzirkel - für Musiker eine unerlässliche
Hilfe beim Komponieren und Musizieren.
Auch Scherze sind möglich: "Wir treffen uns um C-Dur am Ringerbrunnen."
Und dann weiß der Eingeweihte, der von der Heides "Quintwatch"
am Handgelenk trägt, dass dieser Termin um zwölf Uhr ist.
Der
Quintenzirkel, von Johann Sebastian Bach als Harmonielehre in der tonalen
Musik eingeführt, hat ein dem Uhrenzifferblatt vergleichbares Schema,
in dem der Grundton einer Tonart mit jedem Schritt im "Uhrzeigersinn"
um eine Quinte höher liegt.
Die "Quintwatch", inzwischen zum Patent angemeldet, ist erst
einmal ein Hilfsmittel zum Transponieren von Akkorden und Tonarten.
Gitarren- oder Keyboardspieler mit geringen Harmoniekenntnissen können
mit Blick auf die Uhr locker zu den entsprechenden Begleitakkorden ansetzen.
Der Quintenzirkel ermöglicht ohne Auswendiglernen ein vorauschauendes
Spielen. Schließlich kann die "Quintwatch" bei Klassenarbeiten
und Klausuren als eine Art "Spickzettel" dienen. Ein beweglicher
Drehkranz (Lunette) führt zu allen möglichen Tonarten.
Wie so häufig im Leben, wurde die geniale Idee in der Küche
geboren. Mit Filzschreiber malte von der Heide, Studienrat am Gymnasium
Kleine Burg, den Quintenzirkel auf eine Wanduhr. Und bald keimte in
ihm die Idee, die ganze Erfindung zu vermarkten. Die großen Uhrenhersteller
in Deutschland zeigten sich zwar interessiert, schreckten aber vor einer
Serienfertigung zurück. Kurz entschlossen nahm von der Heide an
einem Promotionswettbewerb für Firmengründer in Wolfsburg
teil, büffelte Marketing-Lehrbücher und Business-Pläne.
Er gründete an seinem Wohnort Sickte die Firma "QuintTime",
setzte seine Frau Heike als Geschäftsführerin und seinen Bruder
Gerd als Marketingberater ein.
Die junge Firma steckte 100 000 Mark in die Entwicklungskosten, und
schließlich erklärte sich ein Unternehmen der Swatch-Gruppe
bereit, die "Quintwatch" zu produzieren. Bei seinen Marktstudien
fand von der Heide jede Menge Zifferblatt-Motive mit Trompete oder Geige.
Auch hatte er Uhren in der Hand, die Melodien abspielen. Am Ende aber
der beruhigende Befund: "Unsere ,Quintwatch' ist die erste wirkliche
Funktionsuhr für den Musiksektor." Erste Träger dieser
Armbanduhr sind übrigens die Musiker der Braunschweiger "Jazzkantine".
Nach Mitteilung des Deutschen Musikrates gibt es in Deutschland acht
Millionen Profi- und Laienmusiker. Alles potenzielle Käufer. Aber
vorerst muss Lutz von der Heide immer wieder allen Ahnungslosen erklären,
was ein Quintenzirkel am Handgelenk eigentlich soll. Wie auch immer:
Seine uhr-eigenste Erfindung wird ihm keiner nehmen können.
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